Camera Silenta

Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle: internationaler zweiphasiger Wettbewerb der EZB

Erinnerungen enthalten bildhafte Elemente, Szenen, Geräusche, Klangfarben, oft auch Gerüche, vor allem aber Gefühle. Bei dem Entwurfsansatz geht es deshalb um das emotionale Zusammenspiel von architektonischem Raum, akustischer Irritation und dem Ort der Erinnerung. Es wird versucht, den Bereich räumlicher Wahrnehmung als akustischen Gestaltungsraum zu nutzen und damit Erinnerungen und Gefühle zu evozieren.

“Camera Silenta“ (zu dt. schalltoter Raum) ist ein akustisch wirksamer Ton-Raum, der über den ehemaligen Gleisen unter der Eisenbahnbrücke gen Osten ausgerichtet wird.

“Camera Silenta“ markiert also die topographischen Spuren, den Anfang des Weges, auf dem die etwa 10.000 Frankfurter Juden in die Konzentrationslager deportiert wurden.

Der akustische Tunnel besteht aus Stahlblech, das größtenteils durch Recycling (Einschmelzen) der alten Schienen und Metallteile des Geländes geformt wird.

In seinem Inneren befinden sich etwa 10.000 Keile aus einem stark schallabsorbierendem Material (z.B. Schaumglas, Bimsstein etc.).

Die Nachhallzeit im Inneren wird radikal reduziert, dadurch setzt sich der Raum von seiner Umgebung durch eine stark trocken wirkende Akustik ab. Es entsteht ein psychoakustischer Raum. Beim Betreten verspürt der Besucher eine Irritation. Der extrem reflexionsarme Raum erzeugt ein Gefühl der Bedrückung, eine emotionale Allegorie auf das ehemalige Sammellager und den Ausgangsort der Deportationen. Die inselartig veränderte Akustik betont den Ort und evoziert symbolisch das Leid und die menschlichen Schicksale, die mit ihm verbunden sind.

 

Mitwirkende: Jürgen Lehmeier, René Rissland

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